Am 10. Mai 2025 findet von 11 – 17 Uhr der Flohmarkt im Seniorenzentrum Wagenfeld statt. Wer als Verkäufer:in teilnehmen möchte, meldet sich bitte per E-Mail waf-el@amicalis.de oder per Telefon 05444 – 982 450 an. Wir freuen uns über eine kleine Spende als Standgebühr.
Für das leibliche Wohl und ein freundschaftliches Miteinander ist gesorgt. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit!
Das neue Informations- und Entertainmentsystem in der Senioreneinrichtung Amicalis erkennt die Gliedmaßen einer Hand und reagiert auf ihre Bewegungen. Student Jannis Goldmann hat das System entwickelt. © Jannis Goldmann
Wagenfeld – Die vor dem Monitor hüpfende Mitarbeiterin ignoriert das System geflissentlich. Das sind dann doch zu viele Gesten auf einmal, um darin einen Befehl zu erkennen. Etwas mehr Präzision ist schon nötig, um das neue Informationssystem im Eingangsbereich der Wagenfelder Senioreneinrichtung Amicalis zu steuern. Bewohnerin Helma Meier braucht nur ein paar Versuche, bis sie den Dreh raus hat und die Seiten auf dem Monitor mit einem Fingerwisch durch die Luft aus der Ferne „umblättern“ kann.
„Das ist eine tolle Sache“, sagt sie begeistert und hat auch gleich einen Wunsch, was sie künftig gerne auf dem Monitor sehen möchte: viele Fotos – zum Beispiel von den Veranstaltungen im Seniorenzentrum. Grundsätzlich kein Problem, denn den Inhalt können die Mitarbeiter komplett selbst bestimmen: Texte, Fotos, Videos – alles ist möglich. So ist unter anderem angedacht, in einem der Nistkästen, die die Senioren für den Garten der Einrichtung gebaut haben, eine Kamera zu installieren, um das Schlüpfen und Flüggewerden der Vögel zu beobachten. „Mit dem System sparen wir jede Menge Papier für die vielen täglichen Benachrichtigungen, die wir zurzeit ausdrucken und im Foyer aushängen“, nennt Leiterin Kerstin Rihm einen großen Vorteil. Essensplan, Termine für gemeinsame Aktivitäten wie Plätzchen backen oder Eierlikör machen – das alles ist künftig auf dem Bildschirm zu sehen. Die Informationen laufen in Dauerschleife über den Monitor, können über Gesten aber auch gezielt ausgewählt werden. Ein zweites System soll laut Kerstin Rihm in Kürze im benachbarten Wohnpark eingerichtet werden. Für die Befüllung des Systems mit Informationen ist Deborah Rem, Leiterin der sozialen Betreuung verantwortlich.
Ein Fingerwisch genügt: Bewohnerin Helma Meier hatte den Dreh mit Unterstützung des Studenten Jannis Goldmann nach ein paar Versuchen raus. © Melanie Russ
Entstanden ist das Informations- und Entertainmentsystem in Zusammenarbeit mit der Ostfalia Hochschule Wolfenbüttel. Prof. Dr.-Ing. Thorsten Uelzen, Lebenspartner von Kerstin Rihm, hatte das Projekt geplant, sein Student Jannis Goldmann hat es als studentische Arbeit entwickelt und jetzt in der Einrichtung installiert.
Die Gestensteuerung an sich ist nicht neu und zum Beispiel in der Wii-Spielekonsole bestens erprobt. Das Besondere am System der Hochschule ist laut Thorsten Uelzen, dass es auf einer sehr niederschwelligen Ebene funktioniert. Die Grundidee: Die Anwendung soll für die Senioren so einfach wie möglich sein und sie animieren, sich zu bewegen. Dabei geht es allerdings nicht um sportliche Betätigung. Leiterin Kerstin Rihm hat vor allem die Feinmotorik in Händen und Armen im Blick. „Wir wollen möglichst viel dafür tun, dass sich unsere Bewohner bewegen“, erklärt sie.
Die Niederschwelligkeit ist der eine große Vorteil. Ein zweiter: „Die Technik ist relativ kostengünstig“, so Uelzen. Wenn Fernseher und Computer vorhanden seien, lägen die Kosten für den Rest unter 100 Euro. „Deshalb ist das System gerade in Senioreneinrichtungen relativ gut einsetzbar.“ Denn deren finanzieller Spielraum ist bekanntlich recht knapp bemessen.
Jannis Goldmann studiert an der Ostfalia im siebten Semester Elektro- und Informationstechnik und kam auf der Suche nach einem Thema für seine studentische Arbeit auf das Projekt von Professor Uelzen. Seit Anfang Februar hat sich der 27-Jährige mit der Umsetzung befasst. „Da sind schon einige Stunden reingeflossen“, berichtet er.
Am Anfang stand eine blanke Web-Seite, die erst einmal programmiert und mit Informationen gefüllt werden musste. Die Gestensteuerung erfolgt über eine Kamera am Monitor, die die Gliedmaßen einer Hand erkennt. Ragt der ausgestreckte Zeigefinger über die übrigen Gliedmaßen der Hand hinaus, erkennt das System die Hand als Geste und reagiert. Eine Bewegung als Geste zu erkennen, sei beim Programmieren die Herausforderung gewesen, erklärt Jannis Goldmann. Vier Programmiersprachen kämen dabei zusammen. Er habe zwar schon etwas Erfahrung im Programmieren gehabt, sei aber kein Informatiker. „Das muss man sich nebenbei aneignen“, so Jannis Goldmann.
Am Grundgerüst des Systems hatte der 27-Jährige ein halbes Jahr gearbeitet. Dann folgte der Feinschliff. Ein bisschen muss hier und da noch nachjustiert werden, weil sich das System manchmal schwertut, die „richtige“ Hand zu erkennen, aber vom Grundsatz funktioniert es, und die ersten Bewohner hatten schon großen Spaß beim Ausprobieren.
Originalartikel vom 03.12.2024 auf kreiszeitung.de: https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/wagenfeld-ort53277/gestensteuerung-senioreneinrichtung-amicalis-wagenfeld-student-ostfalia-hochschule-wolfenbuettel-entwickelt-informationssystem-93445917.html
Für Jannis Goldmann war die Installation des Systems in der Wagenfelder Senioreneinrichtung der Schlusspunkt. Er habe zuvor in der Hochschule einen Vortrag gehalten und für die Arbeit eine sehr gute Note bekommen, berichtet Uelzen. Das Projekt geht aber weiter. Eine Studentin hat einen Fragebogen für Bewohner und Mitarbeiter zur Nutzung des Systems erstellt, „um das Projekt auf wissenschaftliche Beine zu stellen“. Und in einer zweiten studentischen Arbeit wird laut Thorsten Uelzen gerade ein Spiel im Stil von „Flappy Bird“ für das System programmiert, bei dem es darum geht, eine sich über den Bildschirm bewegende Figur mit Handgesten zu steuern. Auch dahinter steht die Ideen, die älteren Bewohner niederschwellig in Bewegung zu bringen.
Deborah Rem, Leiterin der sozialen Betreuung, dankte Prof. Thorsten Uelzen mit einem Korb frischer Kräuter für den mobilen Kochwagen, den er ehrenamtlich entworfen und gebaut hat. Das neue Logo des Seniorenzentrums im Hintergrund hat er ebenfalls aus den Ideen der Mitarbeitenden designt.
Wagenfeld – Was passiert gerade in der Welt? Wie wird das Wetter? Was gibt’s heute zu essen? Und was machen eigentlich die frisch geschlüpften Meisen in ihrem Nest im Garten? Das alles sollen die Bewohner des Seniorenzentrums Wagenfeld künftig über einen großen Bildschirm erfahren können, den sie mittels Gestensteuerung selbst bedienen können. Das Informations- und Entertainmentsystem wird von Prof. Dr.-Ing. Thorsten Uelzen geplant und ist ein Projekt im Rahmen einer studentischen Arbeit an der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel. Die Entwicklung wird voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein.
Wie Uelzen erläutert, soll das System über wischende Handbewegungen, die von einer Kamera erfasst werden, gesteuert werden. Neu ist diese Technik nicht, manch einer wird sie zum Beispiel von der Wii-Spielekonsole kennen. Aber auf einer niederschwelligen Ebene gebe es das so noch nicht. „Die Steuerung muss intuitiv und einfach sein, damit eine niederschwellige Nutzung möglich ist“, erklärt Prof. Uelzen. Gerade für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sei es einfacher, das System mit einer Bewegung aus der Ferne zu bedienen, als auf einen an der Wand hängenden Monitor zu tippen.
Das Themenangebot können die Mitarbeitenden des Seniorenzentrums individuell erweitern. Es sei sogar eine Kamera in einem der vielen selbst gebauten Nistkästen geplant, sodass die Bewohner das Flüggewerden der kleinen Meisen live beobachten können, so Uelzen. In einem nächsten Schritt sei es auch möglich, kleine Bewegungsspiele zu programmieren. Über den Bildschirm schwebende Luftballons, die durch Handbewegungen zum Platzen gebracht werden, nennt er als Beispiel. So könne die Mobilität der Bewohner angeregt werden.
Realisiert wird das Projekt durch studentische Arbeiten an der Fakultät für Elektrotechnik. Die Studenten werden die Hardware – Mini-Computer, Kamera, Gehäuse – auswählen und die speziell auf die Bedürfnisse der Senioren ausgerichtete Software programmieren und testen, bevor sie in der Wagenfelder Einrichtung zum Einsatz kommt.
„Dies ist eine großartige Möglichkeit, ein technologisches Projekt von der Idee bis zum fertigen Produkt zu realisieren, wodurch die Studierenden viel lernen“, erklärt der Professor. Darüber hinaus sei es für einen guten Zweck, und alle Menschen im Seniorenzentrum würden sich darüber freuen, ist Thorsten Uelzen, Lebenspartner der Einrichtungsleiterin Kerstin Rihm, überzeugt.
Die Finanzierung des Projekts erfolgt durch Spenden und Eigenmittel des Seniorenzentrums. Der Aufwand ist allerdings überschaubar. Fernseher stehen bereits zur Verfügung, die weitere Hardware werde etwa 150 Euro kosten, schätzt Uelzen. Ein echtes Schnäppchen also im Vergleich zu speziell für Senioreneinrichtungen konzipierten Systemen mit Touchscreen, bei denen man laut Uelzen schnell bei 5000 Euro oder deutlich mehr ist.
Der Professor hat bereits weitere Ideen für Projekte. Eines – den Bau eines mobilen Kochwagens – hat er gerade mit den Bewohnerinnen und Bewohnern realisiert, die sich schon auf den Duft von frisch gebackenen Kuchen, selbst gemachten Bratkartoffeln und Gerichte von früher freuen. Durch gemeinsames Kochen und Backen in den Wohnbereichen, das so ein mobiler Kochwagen ermögliche, fühlten sich die Bewohner gebraucht und als Teil einer Gemeinschaft, erklärt Thorsten Uelzen.
Er nahm sich des Projekts an, weil er nicht nur Professor an einer Hochschule, sondern auch leidenschaftlicher Hobbyhandwerker ist. Gemeinsam mit der Leiterin der sozialen Betreuung, Deborah Rem, hat er den Kochwagen von der Schublade bis zum Herd durchgeplant. „Mir war wichtig, dass Holz sowie energieeffiziente Elektrogeräte verbaut wurden“, erklärt Thorsten Uelzen. Die Konstruktion des Küchenwagens in 3D habe vier volle Tage in Anspruch genommen. Zwei weitere Tage kamen für den Zusammenbau hinzu. „Diese Zeit habe ich gerne gespendet, wenn ich an die freudigen Gesichter voller Erwartung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Mitarbeitenden denke“, sagt Uelzen. Wirklich jeder könne ähnliche oder einfachere Projekte ehrenamtlich im Seniorenzentrum umsetzen und den Menschen dort eine Freude bereiten. „Wir von der Betreuung können es kaum abwarten, die ersten Kochgruppen zu planen“, sagt Deborah Rem, die dem Hobbyhandwerker zum Dank einen Präsentkorb mit frischen Kräutern überreichte.
Originalartikel vom 10.06.2024 auf kreiszeitung.de: https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/wagenfeld-ort53277/innovation-im-seniorenzentrum-wagenfeld-gestensteuerung-soll-alltag-vereinfachen-93077122.html